Bis in die 50ziger Jahre kam der Nikolaus am Vorabend des 6. Dezembers zu den Kindern in Haus. Danach wurde der Nikolausabend mit der Dorfgemeinschaft in der Schule gefeiert. Im voll besetzten Schulsaal trugen die Kinder ihre, zusammen mit dem Lehrer eingeübten, Gedichte, Lieder und Krippenspiele vor. Spätestens bei dem Lied „Lasst uns froh und munter sein…“, welches den Nikolaus ankündigte, wuchs die Aufregung der Kinder. Oft hörten sie vor dem Nikolausabend von den Erwachsenen: “Na warte, wenn ich das dem Nikolaus erzähle!“. Der Nikolaus erschien als würdige Bischofsgestalt und wurde begleitet von seinem furchteinflößenden Gehilfen, Knecht Ruprecht. Knecht Ruprecht, mit schwarz geschminktem Gesicht, schwarzer Kleidung und einer schweren Kette als Gürtel, hatte eine Rute und einen Sack dabei. Mit dem Rutenschlag sollten unartige Kinder bestraft werden und der Sack diente der Mitnahme der bösen Kinder. Beim Anblick von Knecht Ruprecht hatten viele Kinder ein sehr mulmiges Gefühl.
Jedes Kind wurde vom Nikolaus einzeln aufgerufen und durfte eine Tüte mit Weihnachtsgebäck und ein Geschenk vom Nikolaus entgegennehmen. Dabei las der Nikolaus aus seinem dicken Buch vor, indem alle guten und schlechten Taten der Kinder des vergangenen Jahres aufgezeichnet waren. Er lobte oder tadelte, verschiedene Alltagsepisoden wurden erwähnt und bei manchen unartigen Jungen wurde der Knecht Ruprecht mit der Rute sehr unruhig und hielt seinen Jutesack auf.